Wahrnehmung und Denken entstehen nicht allein im Kopf, sondern im Zusammenspiel von Gehirn, Körper und Umwelt. Der Ansatz der Embodied Cognition zeigt: unsere Bewegungen, Haltungen und Gesten beeinflussen entscheidend wie und was wir denken. Wenn wir uns an etwas erinnern, simuliert unser Gehirn oft die ursprüngliche Erfahrung – wir „gehen“ durch Räume, „fühlen“ Situationen oder „sprechen“ innerlich mit jemandem. Gedanken sind also verkörperte Miniaturbewegungen. Doch nur die Kombination aus innerer (Denken) und äußerer (Körperliche Aktivität) Bewegung aktiviert zentrale Prozesse, wie die Ausschüttung des Neurohormons BDNF, welche Lernen, Gedächtnis und neuronales Wachstum fördern.

Die Lebensgeschichte der Seescheide – Wenn Bewegung überflüssig wird

Ein kleines Meerestier veranschaulicht diese Verbindung drastisch: Die sogenannte Seescheide schwimmt als Larve mit Gehirn und Nervensystem durch das Wasser. Findet sie einen festen Platz, an dem sie sich für den Rest ihres Lebens nicht mehr bewegen muss, verdaut sie ihr eigenes Gehirn – weil das Gehirn ohne Bewegung nicht mehr gebraucht wird!

Was bedeutet das für uns Menschen?

Unser Gehirn existiert, um Bewegung und Interaktion mit der Umwelt zu ermöglichen. Ohne Bewegung schrumpft unser Gehirn.

Viele von uns verbringen den Tag größtenteils im Sitzen – denkend, planend, analysierend. Abends fühlen wir uns erschöpft und unser Gehirn signalisiert: du brauchst Ruhe. Denn viel mentale Aktivität ohne Bewegung überlastet unser System. Die Folgen sind mentale Erschöpfung, Schlafprobleme, Konzentrationsmangel, emotionale Starre und eben ein Schrumpfen unseres Gehirns.

Wenn wir Denken und körperliche Aktivität verbinden, gewinnen wir geistige Klarheit, Ausgeglichenheit und Energie.

Glaube also nicht jedem deiner Gedanken – sondern bring dich in Bewegung. Es ist doch oft erstaunlich wie sich die Gedanken verändern, nachdem wir sie nicht nur mental, sondern auch physisch bewegt haben.